Landtagsdebatte zur Gleichstellung an Hochschulen
30. September 2016

Pähle: Wir dürfen die Hochschulen mit der Aufgabe Gleichstellung nicht alleine lassen

In der heutigen Landtagsdebatte zur Gleichstellung an Hochschulen erklärte die SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Pähle:

„Trotz der positiven Entwicklung in den letzten Jahren sind Frauen in wissenschaftlichen Positionen an den Hochschulen in Sachsen-Anhalt noch immer unterrepräsentiert. Aber für eine nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung von Wissenschaft, Forschung und Lehre braucht es die Ideen, Fähigkeiten und Gestaltungspotenziale aller Menschen in Sachsen-Anhalt. Und diese Überzeugung haben wir nicht allein, vielmehr ist die Forderung nach der Gleichstellung an Hochschulen aus der Wissenschaft selbst gekommen.

Wir wissen, dass wir die Hochschulen, gerade nach den vielschichtigen und kontroversen Diskussionen der letzten Legislatur, mit der Aufgabe der Gleichstellung von Männern und Frauen nicht alleine lassen dürfen. Sowohl die Landesregierung als auch wir als Parlament müssen sagen, was wir konkret erwarten.

Für die Koalitionsfraktionen ist ein wesentlicher Bestandteil die verbindliche und sukzessive Umsetzung des Kaskadenmodells. Uns ist dabei sehr bewusst, dass wir dabei den Hochschulen die notwendigen Rahmenbedingungen bieten müssen.

Ebenso brauchen wir eine Stärkung der Beteiligungsrechte der Gleichstellungsbeauftragten an unseren Hochschulen. Insbesondere muss die Erweiterung der Zuständigkeit der Gleichstellungsbeauftragten für alle Mitglieder der Hochschulen, unter Einschluss der Studierenden, gewährleistet werden. Es kann nicht sein, dass, wie in 2014 leider passiert, sich Studentinnen bei ihren Problemen nicht an die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen wenden können, weil diese sich formal für nicht zuständig erklären. Wir müssen diese Lücke schließen.“

Hintergrund:

Kaskadenmodell:
Nach dem sogenannte Kaskadenmodell soll der Frauenanteil jeder wissenschaftlichen Karrierestufe mindestens so hoch sein, wie derjenige der direkt darunter liegenden Qualifizierungsstufe. Das Kaskadenmodell berücksichtigt so die spezifischen Gegebenheiten jedes Fachs und ermöglicht damit angemessene Zielvorgaben.

Zahlen zur Situation von Frauen an Hochschulen in Sachsen-Anhalt (im Zeitvergleich 2000-2004):

  • Der Anteil von Frauen bei den Erstimmatrikulierten an unseren Hochschulen hat sich bei rund 52 Prozent gehalten.
  • Wir wissen jedoch, dass sich der Anteil von weiblichen Erstsemestern in den verschiedenen Studiengängen stark unterscheidet. Beispielsweise in den Ingenieurwissenschaften liegt der Anteil von Studienanfängerinnen bei lediglich 25 Prozent.
  • Der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl der Promovierenden hat sich von 2000 bis 2014 von 32,7 auf 46,8 Prozent erhöht. Bei den Habilitationen konnte eine Steigerung von 16,9 auf 18,6 Prozent beobachtet werden. Gerade auf dieser Stufe der Qualifikation liegen wir deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt, lag dieser doch in 2014 bei 27,8 Prozent Frauenanteil.
  • Und es zeigt die Bundesstatistik, dass sich im Jahr 2013 lediglich 25,5 Prozent Frauen auf die zu besetzenden C4-Professuren bewerben.

Gleichstellungsziele:
Im aufgabenbezogenen Teil der aktuellen Zielvereinbarungen 2015-2019 zwischen den Hochschulen und dem Land Sachsen-Anhalt sind Maßgaben zur Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit enthalten. Beispielhaft sind zu nennen:

  • „Die Gleichstellung aller Hochschulangehörigen im Sinne gleichberechtigter Zugänge zu Stellen, Qualifikationsangeboten und Entscheidungsgremien ist erklärtes Ziel der Hochschulen.“
  • „Das Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt wird durch die Hochschulen umgesetzt. Mittelfristiges Ziel ist das Erreichen der darin enthaltenen Quoten.“
  • „Die Universitäten führen entsprechend der Empfehlungen des Wissenschaftsrates, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Beschlüsse des Landtages Sachsen-Anhalts im Rahmen der Umsetzung der Geschlechtergerechtigkeit das Kaskadenmodell unter Wahrung der fachlichen Qualität an ihrer Einrichtung ein.“