Landtagsdebatte zur Zukunft der Sprachlehrkräfte
29. September 2016

Kolb-Janssen: Dem Land drohen engagierte Lehrerinnen und Lehrer verloren zu gehen

In der heutigen Landtagsdebatte zur Weiterbeschäftigung der Sprachlehrkräfte an Sachsen-Anhalts Schulen erklärte die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Angela Kolb-Janssen:

„Bildung ist eine Schlüsselfrage der Integration. In den letzten zwei Jahren haben wir uns der Herausforderung der Sprachförderung gestellt und konnten für das Schuljahr 2015/16 und im laufenden Schuljahr ein flächendeckendes Netz von Sprachförderklassen und -gruppen aufbauen. Und dabei war es keineswegs so, dass man den Bedarf nicht ermittelt hätte. Vielmehr gab es in Absprache zwischen dem Kultusministerium, dem Innenministerium und dem Landesschulamt Prognosen über den Bedarf, die zwar von der Entwicklung überholt wurden, aber man hat nicht ins Blaue hinein agiert. Im letzten Jahr ging man davon aus, dass 3.000 Kinder in Sprachförderklassen unterrichtet werden müssten, heute sind es rund 5.800!

Um die Sprachförderklassen einzurichten, griff man auf die guten Erfahrungen der bereits bestehenden zurück. Es wurden 226 Sprachlehrkräfte eingestellt, Mittel im Nachtragshaushalt bereitgestellt, damit Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund schnell Kenntnisse der deutschen Sprache erwerben und ihr sprachliches Können Tag für Tag mehr ausbauen. Ziel ist es, diese Kinder zügig in die Regelklassen aufzunehmen und langfristig zum Schulabschluss und zur Ausbildung zu führen.

Die befristet eingestellten Sprachlehrkräfte haben sehr unterschiedliche Ausbildungshintergründe; diese reichen von pensionierten Lehrern, über Absolventen eines Lehramtsstudiums, die die Zeit zum Referendariat überbrücken, bis hin zu Absolventen aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache. Ein pädagogischer oder wissenschaftlicher Abschluss war Einstellungsvoraussetzung. Von 218 Sprachlehrkräften, davon wurden 29 unbefristet übernommen, werden derzeit 80 weitergebildet und qualifiziert, um ihnen das methodisch-didaktische Rüstzeug für den Einsatz im Unterricht zu vermitteln.

Es ist daher mehr als bedauerlich, wenn ab Januar 2017 tatsächlich 189 junge und engagierte Kolleginnen und Kollegen nicht weiterbeschäftigt werden. Ab Januar 2017 entsteht so nicht nur eine unzumutbare Lücke in der Unterrichtsversorgung, sondern diese engagierten Sprachlehrkräfte werden sich nach einer anderen Beschäftigung umsehen und haben sich bereits arbeitssuchend gemeldet. Ob wir es uns angesichts des Lehrermangels in unserem Land leisten können, Seiteneinsteigern keine Chance zu geben, wage ich zu bezweifeln.

Als SPD-Fraktion werden wir uns weiter für eine Lösung im Sinne des Koalitionsvertrages einsetzen.“