Schutz schriftlichen Kulturguts
28. September 2017

Pähle: Was wir brauchen, ist eine Landesstrategie zur Sicherung, Entsäuerung und Restaurierung unseres schriftlichen Erbes

Auf Antrag der Koalitionsfraktionen berät der Landtag von Sachsen-Anhalt am heutigen Donnerstag über den Schutz schriftlichen Kulturgutes. Gefordert wird ein Gesamtkonzept der Landesregierung, das Bücher, Dokumente und andere schriftliche Hinterlassenschaften vor Schäden schützt und für die Zukunft bewahrt. Zur Einbringung des Antrags erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Pähle:

„Die Generationen vor uns haben verschiedene Methoden erdacht, um Wissen zu erhalten und weiter zu tragen. Da sind Steintafel, Papyrusrollen, Palmblätter, Bücher, Urkunden, Bücher, Briefe, Akten, Fotografien, Zeitungen und Zeitschriften, Karten, Musikalien und in jüngerer Zeit eben auch CDs und andere Datenspeicher. Aber nichts davon ist für die Ewigkeit gemacht.

Das Speichern von Wissen auf Papier ist seit Jahrhunderten der wichtigste und – gerade im Vergleich zu elektronischen Datenträgern – ein enorm haltbarer Wissensspeicher. Aber Papier ist durch Säurefraß, Schimmel, Feuchtigkeit, Tintenfraß und schlechte Lagerung bedroht. Schriftliches Kulturgut droht verloren zu gehen und damit auch ein Teil unseres kulturellen Gedächtnisses.

Nicht erst die Elbhochwasser von 2002 und 2012, die Brandkatastrophe in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 und der Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 haben uns vor Augen geführt, dass wertvolle historische Bücher und Dokumente unwiederbringlich verloren gehen können und damit Lücken in unser kulturelles Gedächtnis gerissen werden können.

Wir haben im Haushalt 2017/18 den Ansatz für den Erwerb und Erhalt von Archivgut von 107.000 Euro auf 150.000 Euro erhöht und binden damit 150.00 Euro Bundesmittel. Was bisher aber fehlt, ist eine Landesstrategie zum Erhalt schriftlichen Kulturguts. Was wir brauchen, ist ein Konzept zur strukturierten Sicherung, Entsäuerung und Restaurierung des schriftlichen Kulturgutes in Archiven und Bibliotheken der Kommunen, des Landes, der Kirchen, Wissenschaftseinrichtungen und der öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Stiftungen.

Was zu einem Konzept immer auch dazugehört, ist ein Finanzierungsplan. Das Konzept soll im Frühjahr 2018 vorliegen und dem Innen-, Bildungs- und Wissenschaftsausschuss vorgestellt werden.“

Hintergrund:

Unser schriftliches Kulturerbe wird unter anderem bedroht durch:

– Tintenfraß durch Eisen-Gallus-Tinte: Einzelne Buchstaben oder Teile des geschrieben Wortes fallen quasi heraus, werden „aufgefressen“, Restauratoren müssen dann mühsam wie bei einem Puzzle den Text rekonstruieren.

– Säurefraß: altersbedingte Auflösung des Papiers für alle Bücher zwischen 1890 und 1980, teilweise auch später, aufgrund der Holzanteile im Papier; das Papier zerbröselt quasi von selbst.